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Montag, 7. Dezember 2009

Meldung nach langer Pause

So, ich melde mich dann auch mal wieder. In den letzten vier Wochen hat scheinbar eine höhere Macht verhindert, dass ich Internet habe. Dass es in Alcala kein Internet gibt, ist nicht weiter verwunderlich, das war ein dreiwöchiger Luxus. Als ich jedoch in das nächste Internetcafé gefahren bin, etwa eine Stunde mit dem Bus, gab es dort Stromausfall und damit auch kein Internet. Jetzt bin ich aber übers Wochenende in Sucre und habe Möglichkeit mich zu melden.

Aufgrund der Wahl in Bolivien ist es mir erst heute möglich zurückzukehren. Gestern ging garnichts hier. Es gab kaum offene Läden, Restaurants schon garnicht. Die Jungs haben auf der Strasse Fussball gespielt, normalerweise absoluter Selbstmord. Das Wahlergebnis ist recht deutlich. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so klar wird, viele Bolivianer, mit denen ich gesprochen habe, haben nicht MAS gewählt. Wahrscheinlich verkehre ich aber in gehobenen Kreisen, die Evo´s Ideen eher abgeneigt sind.

Hier erlebt man einiges, in den vier Wochen, in denen ich jetzt auf dem Dorf war, habe ich vieles gesehen und erlebt.

Am Wochenende, bevor es wieder nach Alcala ging, haben wir noch einen spontanen Kurztrip nach Chaqui gemacht. Dort gibt es heisse Quellen. Unser Hostel hatte einen heissen Pool im Innenhof und eine wirklich tolle Saune. Naturbeheizt durch den vulkanischen Boden. Richtig toll. Chaqui liegt kurz vor Potosi, also wesentlich höher als Sucre. Der weg dorthin ist, wie eigentlich nicht üblich hier, asphaltiert und in sehr gutem Zustand. Wir sind mit dem Bus hin gefahren und haben eigentlich nur am Fenster geklebt, so viel gibt es zu sehen. Zurück sind wir dann getrampt, auch eine spannende Angelegenheit hier. Hat aber sehr gut geklappt.

Ein Wochenende später, also nach einer Woche arbeiten auf dem Dorf, habe ich mit vier anderen Freiwilligen die Manchachi-Tour gemacht. Das ist eine dreitägige Tour zu alten Inka-Ruinen. Am ersten Tag sind wir mit den Pferden in El Villar, eigentlich der Nachbarort Alcalas, aufgebrochen und den ganzen Tag geritten. Abends kamen wir dann am Haus unseres Führers an und haben dort übernachtet. Er wohnt toll mit wahnsinnigem Blick auf die Berge und ähnlich beeindruckendem Sonnenuntergang. Am nächsten Tag sind wir dann auf Schusters Rappen umgestiegen. Die Wanderung dauerte pro Richtung etwa drei bis vier Stunden und führte durch unglaublich schöne Natur. Hochebenen und Steilhänge. Berge und Täler. Bäche, Flüsse und Wälder. Alles war dabei. Zur Vormittagspause waren wir in einem Tal. Dort war es schon fast tropisch, es gab einen Fluss und Wald. Wir kamen um die Ecke und standen vor einem Wasserfall. Genau so, wie man es sich von den Tropenwäldern vorstellt. Natürlich sind wir dort baden gegangen, einfach herrlich. Mittags kamen wir dann an den Ruinen an. Diese selbst sind nicht so spannend, aber auf jeden Fall alleine des Weges wegen eines Besuches wert. Dort haben wir zwei Stunden an einem Bach gelegen und uns ausgeruht. Nach der Pause sind wir noch etwas weiter aufgestiegen und oben auf einem Bergkamm waren noch Reste eines alten Verteidigungswalles. Das war wirklich sehr beeindruckend. Man hatte einen weiten Blick über die Täler. Danach haben wir uns wieder auf den Weg zum Haus unseres Führers gemacht. Wir kamen abends an und sind direkt ins Bett gefallen. Der nächste Tag war wieder auf dem Pferderücken. Ich habe nicht zu viel Zeit dort verbracht, bin lieber gelaufen. War mir mit meinem Maultier nicht immer einig und der Hintern tat mir durchaus sehr weh. Ein Ausflug, der sich auf jeden Fall sehr gelohnt hat.

In Alcala war ich in der letzten Woche alleine. Das war nicht weiter schlimm, eher eine interessante Erfahrung, dass ich mich schon recht gut eingelebt habe. Ausserdem wurde einiges eingeweiht in der Woche, sodass ich ständig auf irgendwelchen Festen war. Zum Beispiel wurde unsere Plaza eingeweiht. Mit Feuerwerk und viel Chicha.

Für heute so viel. Ich werde mich um Weihnachten herum wieder melde, denke ich. Liebe Grüsse aus Bolivien

Freitag, 6. November 2009

Wochenende in Cajamarca

Letztes Wochenende waren wir in Cajamarca. Das ist etwa 40km von Sucre entfernt im Wald gelegen. Quasi ein Hostel mit Aufforstungsprojekt und Garten. Wahnsinnig schön. Es gibt einen Bach zum Baden und sogar eine Sauna, welche allerdings noch etwas renoviert werden sollte.


Die Reise dorthin war schon spannend: Wir haben uns Motorräder geliehen und sind gefahren. Ich habe noch nie vorher auf einer Maschine gesessen. Das hat den Verleiher allerdings nicht interessiert, er hat mich sogar später gefragt, ob es denn einigermassen klappe. Wir waren zu fünft auf drei Motorrädern unterwegs. Ich hatte keine Beifahrerin, bin aber auch recht froh darüber, das wäre für den Anfang doch zu viel gewesen.
Der Weg is genau richtig, wenn man noch nie auf einem Motorrad gesessen hat: Er fängt leicht in der Stadt an, geteerte Strasse. Dann geht es auf eine gute "Strasse", also einen Feldweg. War aber auch gut befahrbar. Am Anfang noch gerade und eben, später dann kurvig, mit Steigung und stellenweise sehr sandig. Am Ende, beim letzten Aufstieg, war mir dann klar, warum wir Geländemaschinen brauchten: Über Stock und Stein in steilen Serpentinen aufwärts. Anspruchsvoll für Fahrer und Maschine.


Leider ist nicht alles so glatt gelaufen, wie uns der Verleiher der Motos versprochen hatte. Wir waren kaum aus Sucre raus, da ist bei Davids Maschine der Schalthebel abgefallen. Er ist dann im dritten Gang zurück zu einer Werkstatt gefahren, wo sie das Motorrad repariert haben. Etwa auf der Hälfte der Strecke ist ihm dann wieder etwas passiert. Die Kette war rausgefallen und hatte das Schaltpedal mitgerissen und verkeilt, sodass das Hinterrad blockierte. Zum Glück für ihn und Nora kann er so gut fahren, dass es ihn nicht hingelegt hat. In dem Moment kam ein Jeep mit netten Menschen vorbei, die uns Werkzeug geliehen haben. Ein kurzes Stück später gab es aber wieder das gleiche Problem. Da hat David dann das Pedal abgebaut und ist im zweiten Gang weitergefahren. Das ging so lange gut, bis es steil wurde und der zweite Gang zu hoch war. Die Maschine überhitzte. Glücklicherweise kam just in diesem Moment unser Verleiher vorbei, den wir beim Ersten Defekt angerufen hatten. Er hat dann das Motorrad repariert. Ab da - also die letzten 20 Minuten - ging dann alles gut.


Als wir ankamen, wurden wir schon erwartet, da wir statt der geplanten 2 Stunden etwa 5 gebraucht hatten. Zusätzlich zu den vier Freiwilligen, die immer in Cajamarca sind, waren noch drei weitere Freiwillige aus Tarabuco dort, sodass wir insgesamt zu elft waren. Wir sind erstmal im Bach baden gegangen, da wir nach der Tour ordentlich geschwitzt waren und nach Benzin stanken. Das war sehr entspannend und tat gut. Ich freue mich bei meinem Einsatz in Cajamarca schon auf das Baden. Danach haben wir gerillt und gemeinsam am Lagerfeuer gesessen.


Am nächsten Morgen wurde die Belegschaft um halb sechs für eine Wanderung zu Hölen mit Malereien geweckt. Wir sind nicht mitgegangen, da wir nachmittags zurück fahren mussten und da fit sein wollten. Also haben wir den Tag gemütlich verbracht, haben uns das Gelände angeschaut und sind wieder baden gegangen. Sehr schön.


Nachmittags sind wir dann aufgebrochen. Zum Glück gab es schon im ersten Dorf Benzin, dann wir hatten nichtmehr genug für den Rückweg. Dieser verlief ohne Probleme und wir waren recht schnell. Als wir in Sucre ankamen hatten wir noch Zeit und sind dann etwas querfeldein gefahrern. Das war mir zu hart, ich bin nicht wirklich mit dem Gelände klar gekommen.


Dieser Wochenendtrip hat wirklich sehr viel Spass gemacht, war eigentlich genau richtig. Einige andere Freiwillige haben schon Interesse bekundet, auch mal fahren zu wollen. Kann ich sehr gut verstehen....

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Zurück in Sucre

So, ich hatte ja angekündingt, mich wieder zu melden, wenn ich wieder in Sucre bin. Jetzt, zwei Wochen nach meiner Ankunft hier, werde ich dies mal tun.

Um mit dem Üblichen anzufangen: Das Wetter ist gut. Ab und zu, etwa einmal pro Woche regnet es, aber sonst scheint jeden Tag die Sonne, mir ist es zu warm, ich kann mich dann nur im Schatten aufhalten. Wir haben hier zum Glück einen ausgebildeten Koch - ein anderer Voluntarier -  sodass wir immer echt gutes Essen bekommen. Allerdings schützt auch das nicht vor ab und zu auftretenden Verdauungsproblemen. Aber nicht schlimm.

Der Spanischunterricht macht Spass, unsere Lehrerin ist wirklich nett und wir sind eine gute Gruppe. Die Hausaufgaben bewegen sich in einem für mich akzeptablen Rahmen, sodass viel Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens bleibt. Hier gibt es fast jeden Abend entweder Party bei den Voluntariern oder wir gehen weg. Momentan findet hier in Sucre die FEXPO, eine Messe mit den Produkten aus der Gegend statt. Da gibt es viel zu probieren und jeden Abend einen anderen Programmpunkt. So haben wir die Miss-Aerosur-Wahl gesehen. Aerosur ist eine südamerikanische Fluggesellschaft und diese wählte aus den schönsten Stewardessen aller angeflogenen Länder ihre Miss. Durchaus interessante angelegenheit. An einem anderen Tag gab es bolivianische Rockmusik. Die erste Band war nicht spannend, ich würde es in Deutschland als Pop-Musik bezeichnen, die zweite Band hingegen war wirklich gut. Eine Mischung aus Raggea und Ska. Hat mir gut gefallen.

Ich werde noch eine weitere Woche hier in Sucre verleben, vielleicht melde ich mich in dieser ja nocheinmal.

Bis dahin liebe Grüsse

Pablito

Dienstag, 6. Oktober 2009

Kultur Boliviens

Wie nicht anders zu erwarten gibt es grosse Unterschiede zwischen der deutschen und der bolivianischen Kultur. Ich versuche mal einige zu nennen.

Fangen wir beim Busfahren an. Die Busse haben weder einen Fahrplan, noch Haltestellen. Wenn man mitfahren möchte winkt man einfach dem Bus, der hält dann an. Zum Aussteigen ruft man einfach Stop. Das System, so unglaublich es für den ordentlichen Deutschen klingt, funktioniert meines Erachtens besser als das deutsche.

Die Fiesta ist auch sehr anders als in Deutschland. Man trifft sich mit vielen Leuten verschiedenen Alters, wesentlich häufiger als in Deutschland. Dann gibt es Essen und Trinken. Getrunken werden verschiedene alkoholische Getränke:

Chicha ist das wichtigste Getränk auf solchen Fiestas. Es ist ein Maiswein, der in grossen Mengen getrunken wird.

Singani ist ein Schnaps, der zusammen mit Zitronenlimonade getrunken wird.

Canela ist ein Gemisch aus Zimtwasser und 95%igem Alkohol. Es wird heiss getrunken.

Leche de Tigre ist heisse Milch mit dem hochprozentigen Rohrschnaps.

Getrunken wird ganz anders als in Deutschland. Man lädt immer jemand anderen ein, wenn man trinkt. Man schaut denjenigen an, sagt "te invito" und trinkt. Der Eingeladene muss dann die gleiche Menge des gleichen Getränkes trinken. Auf diese Weise wird sehr schnell sehr viel Alkohol vernichtet.

Auf Fiestas wird eigentlich immer Musik von Hand gemacht, Gitarre und Gesang, eventuell noch eine Flöte. Hier kann eigentlich jeder singen und Gitarre spielen. Es werden eigentlich nur bolivianische Lieder gespielt, eben die örtliche Folklore. Es gibt auch sehr viele Lieder über den Heimatort. Musik aus der Konserve gibt es so gut wie nicht. Zu der Musik wird getanzt, Alt mit Jung und jeder wie er kann. Sehr ungewohnt für den Europäer.

Das Essen unterliegt auch gewissen Regeln. Es gibt mittags immer eine Suppe, danach Fleisch (Rind, Schwein oder Huhn) und Kartoffeln und Reis oder Kartoffeln und Nudeln oder Kartoffeln und eine spezielle Maissorte. Abends gibt es oft frittiertes Huhn mit Pommes Frittes und Reis. Die Mahlzeiten sind sehr reichhaltig, oft schafft man seine Portion nicht und es wird recht fettig gekocht. Der Bolivianer isst immer Yachua dazu, eine wirklich scharfe Sosse, die grosszügig aufgetan wird. Mir ist sie zu scharf, ein kleines Tröpfchen auf den Reis ist schon zu viel. Der Bolivianer empfindet da anders als ich. Das Frühstück ist recht einfach, es gibt Brot mit Butter und Marmelade. Zu trinken gibt es Tee oder Milchpulver mit Kakaopulver oder Instantkaffee. Echte Milch gibt es hier auf dem Dorf nicht.

So weit bis hier, es wird sicherlich noch einiges folgen.

Alcala

Wieder erwarten gibt es hier in Alcala doch Internet. Es ist zwar recht langsam und geht nur ab und zu, aber es gibt Internet, das ist mehr als ich zu hoffen gewagt hatte.

Alcala ist ein nettes Dorf, irgendwo in Bolivien, Googlemaps kennt es. Ich wohne hier im Hostel, quasi dem ersten Haus am Platz. Mit mir gibt es - theoretisch - noch 5 weitere deutsche Freiwillige hier, aber bisher waren maximal 3 von ihnen da. Ich war auch mal einen Tag ganz alleine und momentan sind wir zu zweit. Das Hostel ist recht schön, da allerdings beide Herbergseltern als Lehrer tätig sind, gibt es Mittag- und Abendessen in einer Gaststätte, 100m entfernt. Noch habe ich ein Einzelzimmer mit Blick auf den Dorfplatz, bald wird jedoch noch ein anderer Zivi hier einziehen. Aber der Tausch, Einzelzimmer gegen Gesellschaft, ist wirklich fair.

Meine Arbeit ist nicht in einem Gewächshaus, es gibt dort zwar eines, dort ist aber sehr wenig zu tun, einmal am Tag giessen etwa. Die Einrichtung nennt sich UCODEP (sie haben auch eine Internetseite, für die Interessierten. Google weiss bescheid), ein Zentrum für Medizinpflanzen. Auch wenn der Grossteil der Anbaufläche mit Kartoffeln und Zwiebeln bepflanzt ist, so gibt es doch auch einige Heilpflanzen. Kamille und Kalendula zum Beispiel, aber auch Eucalyptus und einheimische Pflanzen, die ich nicht kenne. Zusätzlich wachsen Salat, Rote Beete, Petersilie, Basilikum, Tomaten und Ähnliches. Ich arbeite meistens mit dem Ingenieur des Hauses, mit dem ich alles vorbereite für das Labor, das nächstes Jahr eröffnet werden soll. Wir legen Wasserleitungen, installieren Wassertanks oder dichten Türen ab. Ab und zu arbeite ich auch mit den anderen Leuten auf dem Feld, wo ich bewässere oder neue Beete anlege. Eine sehr abwechslungsreiche und interessante Arbeit, die mir durchaus gefällt.

In 10 Tagen werde ich wieder nach Sucre reisen, wo ich einen Sprachkurs haben werde. Ausserdem muss ich noch ein paar Sachen einkaufen, denn hier auf dem Dorf gibt es nicht alles. Zum Beispiel gibt es hier keine Milchprodukte und nur sehr wenig Obst.

Hier auf dem Land gibt es immer wieder Siestas. Ich wurde in den 10 Tagen, die ich nun hier bin, schon auf drei Siestas eingeladen. Es gibt immer etwas zu essen und dann zu trinken, ausserdem handgemachte Musik und Tanz. Ganz anders als in Deutschland feiern hier Erwachsene, Jugendliche und Kinder alle zusammen. Eine ganz andere Art des Beisammenseins, bei der allerdings auch wesentlich mehr getrunken wird als in Deutschland.

Donnerstag, 24. September 2009

Ankunft in Sucre

So, jetzt sind wir in Sucre. 15 Stunden Busfahrt. Eine ganze Nacht durch. Die Fahrt war eigentlich ganz schön, zumindest am Anfang. Dann kam eine nette Bolivianerin und hat sich in den Fussraum meines Sitzes gesetzt. Dann war es vorbei mit Beinfreiheit und bequemen Schlafen. Aber auch das ging vorbei, sodass wir dann in Sucre angekommen sind. Die Strasse hierher war sehr abgefahren, sehr ähnlich der Death Road. Kurvig, steil und immer am Abgrund entlang.

Sucre ist ganz anders als Santa Cruz. Hier ist bei weitem nicht so heiss und schwül. Und die Stadt ist kleiner, nur 240.000 Einwohner und wesentlich entspannter. Sucre liegt auf einem Berg, man hat einen tollen Blick auf die Anden. Das Hostel ist wirklich schön, wir haben viel Platz im Zivi-Haus, leider nicht genug für alle, sodass ich mit noch einem Kollegen in einem Herbergszimmer wohne. Heute Abend feiern wir zwei Geburtstage, grillen und werden wohl mal ein Bierchen trinken. Da werden auch sechs Mädels dabei sein, die mit einem anderen Programm aber auch mit Volunta hier in Bolivien sind. Das gibt eine schöne Party.

Endlich hat sich auch entschieden, wann wer wo eingesetzt wird. Ich werde erstmal für drei Wochen nach Alcala gehen, dort werde ich im Vivero - einer Art Gewächshaus - arbeiten. Danach werde ich wieder nach Sucre kommen, wo ich drei Wochen Sprachkurs habe. Anschliessend geht es wieder nach Alcala, wo ich etwa bis Weihnachten sein werde. Weihnachten und Silvester will ich in Sucre verbringen und danach auf Reisen gehen, etwa bis Ende Januar. Danach hoffe ich mit Christoph in Cajamarca eingesetzt zu werden, wo ich etwas Aufforstung betreiben würde.

Ich habe jetzt auch endlich einen Gitarrenbauer gefunden, bei dem ich direkt eine Gitarre in Auftrag gegeben, für nur 150$ bekomme ich eine handgefertigte Gitarre, die auch in etwa so aussieht, wie ich will. Ich bin mal gespannt, wie sie wird. Sie wird fertig sein, wenn ich in drei Wochen wieder nach Sucre komme.

Ich weiss noch nicht, ob ich in Alcala Internet haben werde, sodass ich nicht garantieren kann, dass man weiterhin von mir hören wird, zumindest während der nächsten drei Wochen.

Freitag, 18. September 2009

Ankunft

So, es ist so weit. Ich bin weg. Mein Flieger startete am 16.9.09 um 8:30 in Frankfurt. 27 Stunden spaeter, also um 3 Uhr morgens am 17.9.09 lag ich in Santa Cruz, Bolivien, endlich im Bett. Der Flug war anstrengend, aber ich bin jetzt am anderen Ende der Welt. Und es gefaellt mir bisher hier sehr gut. Das Leben ist jetzt schon ganz anders als in Deutschland, aber ich komme gut damit zurecht.

Ich weiss immernoch nicht, was mich dann im Endeffekt erwartet, aber ich freue mich immer mehr auf das Kommende. Wir werden hier erstmal gut versorgt, ein Deutscher ist immer da und  macht mit uns Programm, zeigt uns die Gegend und macht uns mit dem Land vertraut. Er wird uns durch das ganze Jahr begleiten. Er weiss nochmal sehr viel und berichtet auch gerne davon. Auch der Chef der bolivianischen Partnerorganisation ist immer dabei, er wird ueber unseren Einsatz entscheiden, hat er aber nocht nicht.

Heute hatten wir einen Begruessungs-Ausflug, haben uns die Stadt angesehen und sind in einem Flussbett Quad gefahren. Das war sehr geil, das einzige Problem war, dass wir den Quad versenkt haben.

Ich bin positiv ueberrascht und freue mich auf das Jahr. Ich bin froh, diesen Weg gegangen zu sein, diese Erfahrung wird bestimmt etwas sehr besonderes.

Mittwoch, 24. Juni 2009

Robert Gernhardt - Abschied

Anfang des Jahres war ich auf einem Konzert von Oliver Steller. Sehr gut. Er hat das Leben Heines präsentiert und immer wieder dazu Gedichte vertont. Ich war der Meinung: Das wäre etwas für meinen Deutschkurs gewesen. Wir hatten eine tolle Deutschlehrerin, die es wirklich geschafft hat und junge Menschen für die Schulliteratur zu begeistern - zumindest mich. So stand ich dann nach dem Konzert am CD-Stand und plötzlich sah ich eine CD "Oliver Steller spricht und singt 'Gedichte von Goethe bis heute'". Auf der Rückseite, bei der Tracklist, kam mir fast jedes Gedicht bekannt vor, da wir es im Deutschunterricht besprochen hatten. Mein Grinsen darüber und meine Kaufabsicht bezüglich der CD brachten mich in ein Gespräch mit Herrn Steller. Er War erfreut, dass es gute Deutschlehrer gibt und gab mir ein Gedicht mit, dass ich meiner Lehrerin zum Abschied vortragen solle:

Was einer ist, was einer war,
beim Scheiden wird es offenbar.

Ruft er "Auf Nimmerwiedersehn",
dann laß ihn frohen Herzens gehn.

Sagt er: "Leb wohl, so leid mir's tut",
dann sei mal lieber auf der Hut.

Tut er nur "Tschau, bis dann dann" brommen,
dann will das Arschloch wiederkommen.


Robert Gernhardt

Ratschläge für einen schlechten Redner

Ich habe mal im Lateinunterricht, als es um Rhetorik ging, diesen Text von Kurt Tucholsky erhalten. Er bringt sehr gut zum Ausdruck, was viele, die Reden, zeigen. Besonders bei Lehrern könnte man ein gründliches Studium dieses Textes vermuten.

Fang nie mit dem Anfang an, sondern immer drei Meilen 'vor' dem Anfang! Etwa so:

"Meine Damen und meine Herren! Bevor ich zum Thema des heutigen Abends komme, lassen Sie mich Ihnen kurz..."

Hier hast du schon ziemlich alles, was einen schönen Anfang ausmacht: eine steife Anrede; der Anfang vor dem Anfang; die Ankündigung, dass und was du zu sprechen beabsichtigst, und das Wörtchen 'kurz'. So gewinnst du im Nu die Herzen und Ohren der Zuhörer.

Denn das hat der Zuhörer gern; dass er deine Rede wie ein schweres Schulpensum aufbekommt; dass du mit dem drohst, was du sagen wirst, sagst und schon gesagt hast. Immer schön umständlich.

Sprich nicht frei - das macht einen so unruhigen Eindruck. Am besten ist es: du liest deine Rede ab. Das ist sicher, zuverlässig, auch freut es jedermann, wenn der lesende Redner nach jedem viertel Satz misstrauisch hochblickt, ob auch noch alle da sind.

Wenn du gar nicht hören kannst, was man dir sos freundlich rät, und du willst durchaus und durchum frei sprechen ... du Laie! Du lächerlicher Cicero! Nimm dir doch ein beispiel an unsern professionellen Rednern, an den Reichstagsabgeordneten - hast du die schonmal frei sprechen hören? Die schreiben sich sicherlich zu Hause auf, wann sie "Hört! Hört!" rufen ... ja, also wenn du denn frei sprechen musst:

Sprich wie du schreibst. und ich weiss, wie du schreibst.

Sprich mit langen, langen Sätzen - solchen, bei denen du, der du dich zu Hause, wo du ja die Ruhe, derern du so sehr benötigst, deiner Kinder ungeachtet, hast, vorbereitest, genaust weisst, wie das Ende ist, die Nebensätze schön ineinander geschachtelt, so dass der Hörer, ungeduldig auf seinem Sitz hin und her träumend, sich in einem Kolleg wähnend, in dem er früher so gern geschlummert hat, auf das Ende solcher Periode wartet ... nun, ich habe dir eben ein Beispiel gegeben. So musst du sprechen.

Fange immer bei den alten Römern an und gib stets, wovon du auch sprichst, die geschichtlichen Hintergrüne der Sache. Das ist nicht nur deutsch . das tun alle Brillenmenschen. Ich habe einmal an der Sorbonne einen chniesischen Studenten sprechen hören, der sprach glatt und gut französisch, aber er begann zu allgemeiner Freude so:

"Lassen Sie mich in aller Kürze die Entwicklungsgeschichte meiner chinesischen Heimat seit dem Jahre 2000 vor Christi Geburt..."

Er blickte ganz erstaunt auf, weil die Leute so lachten.

So musst du das auch machen. Du hast ganz recht: man versteht es ja sonst nicht, wer kann denn das alles verstehen, ohne die geschichtlichen Hintergründe ... sehr richtig! Die Leute sind doch nicht in deinen Vortrag gekommen, um lebendiges Leben zu hören, sondern das, was sie auch in Büchern nachschlagen können ... sehr richtig! Immer gib ihm Historie, immer gib ihm.

Kümmere dich nicht darum, ob die Wellen, die von dir ins Publikum laufen, auch zurückkommen - das sind Kinkerlitzchen. Sprich unbekümmert um die Wirkung, um die Leute, um die Luft im Saale; immer sprich, mein Guter. Gott wird es dir lohnen.

Du musst alles in Nebensätze legen. Sag nie: "Die Steuern sind zu hoch." Das ist zu einfach. Sag: "Ich möchte zu dem, was ich soeben gesagt habe, noch kurz bemerken, dass mir die Steuern bei weitem..." So heisst das.

Trink den Leuten ab und zu ein Glas Wasser vor - man sieht das gern.

Wenn du einen Witz machst, lach vorhere, damit man weiss, wo die Pointe ist.

Eine Rede ist, wie könnte es anders sein, ein Monolog. Weil doch nur einer spricht. Du brauchst auch nach vierzehn Jahren öffentlicher Rednerei noch nicht zu wissen, dass eine Rede nicht nur ein Dialog, sondern ein Orchesterstück ist: eine stumme Masse spricht nämlich ununterbrochen mit. Und das musst du hören. Nein, das brauchst du nicht zu hören. Sprich nur, lies nur, donnere nur, geschichtele nur.

Zu dem, was ich soeben über die Technik der Rede gesagt habe, möchte ich noch kurz bemerken, dass viel Statistik eine Rede immer sehr hebt. Das beruhigt ungemein, und da jeder imstande ist, zehn verschiedene Zahlen mühelos zu behalten, so macht das viel Spass.

Kündige den Schluss deiner Rede lange vorher an, damit die Hörer vor Freude nicht einen Schlaganfall bekommen. Paul Lindau hat einmal einen dieser gefürchteten Hochzeitstoaste so angefangen: "Ich komme zum Schluss." Kündige den Schluss an, und dann beginne deine Rede von vorn und rede noch eine halbe Stunde. Dies kann man mehrere Male wiederholen.

Du musst dir nicht nur eine Disposition machen, du musst sie den Leuten auch Vortragen - das würzt die Rede

Sprich nie unter anderthalb Stunden, sonst lohnt es sich gar nicht erst anzufangen.

Wenn einer spricht, müssen die andern zuhören - das ist deine Gelegenheit! Missbrauche sie.

Dienstag, 23. Juni 2009

Der erste Artikel

Es ist soweit, ich versuche mich am bloggen. Meine geistigen Ergüsse werde ich jetzt, wo ich in der Schule kein Plattform mehr dazu habe, hier im Internet veröffentlichen.