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Dienstag, 29. Oktober 2013

10 Wochen Panama

Heute bin ich ganz genau 70 Tage hier. Das nehme ich dann doch mal als Anlass mich wieder zu melden. Auch hier wieder: Am Ende Fotos. 

Mittlerweile sind nur noch drei Wochen Uni übrig geblieben, bevor es in die Prüfungen geht. Und dann fertig. Dann hab ich Urlaub bis April, bis die Uni in Weimar weiter geht. Ich glaube, mir steht hier noch etwas an Arbeit ins Haus. Denn in guter Tradition des Gymnasiums bin ich hier zurück bei Anwesenheitspflicht, Lernkontrollen und Hausaufgaben. Ach, ich hab es ja garnicht vermisst.... Dafür zählt die Prüfung am Ende nur noch etwa 40%, das nimmt etwas den Druck raus. 
Ich besuche hier insgesamt 4 Kurse, manche mehr, manche weniger gut. Der absolute Absturz ist Wasserver- und entsorgung..... Der Prof kommt nicht oft. Und wenn er sich dann doch mal erbarmt zu erscheinen, kommen wir nicht über absolute Selbstverständlichkeiten, Wiederholung von anderen Kursen und kollektives Schweigen hinaus.
Der Geologie Kurs bringt sehr viel Arbeit mit sich, ist aber wenigstens interessant geworden. Am Anfang ging es nur darum, die Namen von verschiedenen Steinen auswendig zu lernen, das hat mich nicht wecken können. Jetzt ist es aber ganz gut, halt sehr aufwändig. Ich habe ein Video gemacht, einen spontanen Vortrag über den Erosionsschutz verschiedener Länder im Vergleich mit Panama gehalten, diverse kleine Tests und Quizes, ein Bodengutachten, eine geologische Karte eines Teils Panamas, eine Übersicht über alle Seen Panamas... und bestimmt noch einiges mehr, an das ich mich nicht erinnere. Im Vergleich zu Geologie in Weimar ein echtes Monster an Arbeit.... Ich verstehe nicht, wie die "normalen" Studierenden hier mehrere solcher Kurse hin bekommen und das dann auch noch ernsthaft angehen können.... 

Aber neben den gemischten Erfahrungen habe ich auch gute. Ich besuche zwei Kurse bei dem selben Professor und diese sind gut. Der Prof war früher mal Rektor der Uni und auch mal Bildungsminister in Panama. Im Zuge dessen war er auch schonmal in Deutschland und so haben wir immer was zu erzählen. Er hat mich auch in der ersten Woche direkt zur Diskussion über den neuen Studiengang Bauingenieurwesen geschleift. Und er möchte, dass ich in den beiden Kursen, die ich bei ihm habe, einen Vortrag über das deutsche Bildungssystem und die deutsche Kultur halte. Ich bin mal gespannt, was ich mir da so einfallen lassen, ich will die armen Leute ja nicht quälen. Da aber wirklich viele mich schon gefragt haben, was sie machen müssen, um ihren Master in Deutschland zu belegen, habe ich zumindest schonmal einen Ansatz.

Bei diesem Prof habe ich Hydraulik und Wasserbau. Beides sehr interessante Kurse und er erklärt es wirklich gut und nicht zu banal. Ich glaube sogar, dass er weiter geht als es in Deutschland der Fall wäre. Es ist das erste mal, dass ich eine Rechnung habe, die wirklich nur mit einem großen Taschenrechner und numerischen Verfahren zu lösen ist. Das macht der normentreue deutsche Ingenieur nicht mit, man muss das ja im Zweifel auch alles im Kopf machen können. 
In Wasserbau geht es um Stauseen, Staumauern, Überläufe für Stauseen, all solche Dinge. Und nachdem ich mir im Sommer in Weimar nicht mehr so wirklich sicher war, warum ich ausgerechnet Bauingenieur werden wollte, weiß ich es jetzt wieder. Das macht wirklich Spaß und begeistert mich. Die Gruppenarbeiten, derer wir schon so manche hatten (Design von Staumauern und ähnliches...), sehen meistens so aus, dass ich freiwillig die Rechnungen und das Design übernehme, sodass sich die anderen nur noch um die Ausarbeitung kümmern müssen. Hier gehört zu einer Hausaufgabe nicht nur die eigentlich Aufgabe, sondern noch eine generelle Abhandlung über das Thema und ein paar Beispiele. Also im Prinzip eine Zusammenfassung der Klassen. Mir hat sich noch nicht erschlossen warum, aber so sei es. 


Aber zum Glück gibt es hier ja noch mehr als Uni. Es hat etwas gedauert, bis unsere Aktivitäten so richtig in Gang kamen, aber so langsam sind wir dann doch dabei. Geholfen hat glaube ich auch, dass noch eine Belgierin eingetroffen ist, die hier Praktikum macht. Sie wohnt nicht wie wir im Ghetto sondern in einem Hochhaus, erste Reihe am Meer mit perfektem Blick und Dachterrasse mit Schwimmbad. Das ist ab und zu mal ein Grund sie zu besuchen und auch mal zu bekochen. Der Ort ist es wert. Aber auch das Hard Rock Café hier in Panama ist etwas besonderes. Es krönt das Hard Rock Hotel, ebenfalls ein Hochhaus mit Meerblick. Und wenn man dann da oben sitzt, hat man schon einen sehr attraktiven Blick über die Stadt und das Meer.
Zusätzlich zum Weggehen und Feiern sind wir mittlerweile quasi jedes Wochenende irgendwo unterwegs. Wir waren im Valle de Anton (alter Vulkankrater, sehr sehr groß), in Boquete (Kaffeeanbau, reiche US-Rentner), in Playa Venado (Strand und surfen), auf Isla Iguana (Naturschutz, Eidechsen, Strand und Palmen), Isla Grande (Strand und Palmen), Coronado (Strand und Party) und ich hab bestimmt was vergessen. Also viel unterwegs, viel gesehen und erlebt. 

Jetzt bin ich noch bis Anfang Dezember hier mit Uni beschäftigt, dann werde ich mit meinem Mitbewohner irgendwie reisen (momentan sieht es nach Nicaragua aus) und dann kriege ich Besuch von meiner Mutter. Wir wollen irgendwie durch die Karibik reisen. Wie genau ist noch nicht klar, aber Weihnachten werden wir wohl am Strand auf einer Insel verbringen und dann eine mehrtägige Reise auf dem Segelboot über San Blas (absolute Trauminseln) nach Kolumbien machen. Und dann irgendwie weiter....







 Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie verbreitet diese Einstellung hier ist.... (Besser spät sein als hässlich)
Eine absolute Bausünde Panamas: Eine mehrspurige Schnellstraße durch die Bucht und um die historische Altstadt herum





Puente de las Americas

Eine Bar in der wir manchmal sind

Causeway - künstliche Landzunge vor der Stadt


Panama vom Causeway aus



Fisch Tacos in Boquette


In dieser Werft werden alle Schiffe die für den Kanal arbeiten gewartet


Der Pool auf dem belgischen Dach

Cinta Costera - Promenade und große Straße



Universidad de Panama (Nicht meine Uni!)

Isla Iguana


Taco Bell

Porto Bello - von hier ging alles Gold nach Spanien, hier haben die Piraten gewütet

Isla Grande 







Dienstag, 27. August 2013

Er ist gelandet

An alle die keine Lust haben den Kram zu lesen: Unten gibt es Bilder. Ist auch schön

Anfang des Jahres hatte ich mich dann doch tatsächlich durchgerungen, eine Auslandssemester zu machen. Es war keine leichte Entscheidung, aber irgendwie habe ich sie dann doch getroffen. Schließlich bedeutet ein Semester im Ausland jetzt für mich direkt ein Jahr länger zu studieren. Aber nagut.... Nach Stockholm sollte es gehen. So gut organisiert wie ich bin, habe ich diese Entscheidung natürlich am Morgen des letzten Tages der Bewerbungsfrist getroffen. Und trotzdem es geschafft, an einem Tag die Komplette Bewerbung inklusive aller Sprachtests, Motivationsschreiben, Empfehlungsschreiben, Passbilder usw. zusammenzukriegen und abzugeben. Mehr Glück als Verstand. Besonders als dann auch noch die Zusage kam, dass ich nach Stockholm gehen darf.

Als ich dann alle Verträge unterschrieben hatte und innerlich schon mit den Vorbereitungen beschäftigt war, kam dann doch noch die negative Nachricht: An dem Vertrag zwischen den beiden Universitäten hatte sich irgendwann irgendwie irgendwas geändert. Auf jeden Fall war der Platz nur noch für Masterstudierende des Studiengangs Baumanagement zugelassen. "Ja, Herr Debus... Wenn sie im Master wären oder Management studieren würden.... das würden wir schon hinkriegen... aber so....." 
Da man mir dann allerdings doch nicht ganz den Weg ins Ausland, der eh schon nicht einfach ist, wenn man an dieser Universität im Bachelor studiert, nicht ganz versperren wollte, gab man mir die Liste aller noch nicht vergebenen Plätze und ließ mich aussuchen. Die Wahl viel schnell: Wenn nicht Stockholm, dann.... warum nicht Panama? Sprache passt, es ist warm, es gibt keinen Winter und es ist mal was anderes. 

Nach langer Vorbereitung ist es dann so weit gewesen: Am 19.08.2013 ging morgens irgendwann früh mein Flieger. Wie unsere unbedingte Genialität - oder was auch immer - es so wollte, saß ich ganz unabhängig von Ziel und Buchung im gleichen Flugzeug wie Paul und Marie auf ihrem Weg in die USA. Also zumindest bis London im gleichen Flugzeug. 
Dass sich zwischen der Entscheidung ins Ausland zu gehen (und dann auch noch so weit) und dem tatsächlichen Weggang meine Konditionen nochmal komplett ändern.... wer konnte das schon ahnen. Als ich entschied war ich mir nicht sicher, welchen Platz ich den in Weimar einnehmen möchte. Welche Aufgaben ich übernehmen möchte. Dass dann im neuen Semester das Vorstandsdasein so viel Spaß macht, hatte ich nicht gedacht. Und dann war da ja auch noch Martina....

Der Flug nach London verlief lustig zu dritt, der nach Miami war schon eher etwas zäh. Statt der erhofften freien Auswahl an Filmen, Musik und Spielen im Bord-Entertainment-System gab es 5 flackernde Fernsehkanäle mit irgendwie identischen Actionfilmen, in denen der Präsident der USA geklaut wurde, und noch 4 genauso flackernde mit Kinderserien. Dafür dann aber auch wenigstens keine Musik. Ich will nicht sagen, diese 9 Stunden waren langweilig, aber ich habe auch schon interessantere verbracht. Von Miami, wo ich nur zwei Stunden mit Personalkontrollen und solchen Späßen verbracht habe, ging es dann ganz fix weiter nach Panama. Wir sind nur anderthalb Stunden später losgeflogen. Irgendwie karibischer Sturm oder sowas. Ich wäre auch fast anstandslos durch die Einreisekontrolle gekommen, wäre der Beamte nicht der Meinung gewesen, ich müsste wissen, wo ich den wohne. Ich hatte die Adresse nicht, und folglich auch nicht auf das Einreiseformular geschrieben. Er hat sich dann den Namen meiner Vermieterin geben lassen, die mich ja abholen wollte, und ist losgezogen sie zu suchen. Irgendwie hat das dann geklappt, auch mein Rucksack war inzwischen angekommen und es konnte los gehen. Dass statt meiner Vermieterin, die mich angeblich vergessen hatte, meine drei Mitbewohner auf mich warteten war auch nicht weiter schlimm. Ich war etwas erschlagen von der Reise und das pausenlose Geplapper der drei hat mich am Anfang etwas entmutigt (ich habe doch weniger verstanden als gedacht), aber insgesamt war das schon gut so. Besonders dass es dann erstmal Abendessen gab, als wir ankamen. 

Unsere Wohnung ist in einem größeren Wohnblock irgendwo mitten drin. Sie ist nicht groß aber eigentlich dem Zweck doch ziemlich angemessen. Es gibt ein Bad, eine Küche, ein Wohn- und Esszimmer und zwei Schlafzimmer. In einem wohnen Alejo aus Spanien und Gautier aus Belgien, in dem anderen wohne ich mit Jordan aus Kolumbien. Leider hatte ich das Pech als Zweiter in das Zimmer zu ziehen und schlafe deshalb auf der Matratze, die diesen Namen eigentlich nicht mehr so richtig verdient. Außerdem ist das Lattenrost kein Lattenrost. Es sind mehrere Stahlstäbe nebeneinander. Das führt zu eher unbequemen Nächten und Rückenschmerzen. Aber die Vermieterin hat mir schon versprochen eine neue zu besorgen. Sie arbeitet im International Office der Universität, da sind die Dienstwege kurz. Vermutlich war es auch deshalb so einfach eine Wohnung zu bekommen. 
Das WG Leben ist schon in Ordnung, jeder geht so seiner Wege in die Uni, aber abends sitzen wir doch meistens zusammen am Rechner und jeder arbeitet so vor sich hin. Außerdem treffen wir uns meist mittags in der Mensa zum Essen. 

Ich habe jetzt die erste Uni-Woche hinter mich gebracht. Ich habe einen relativ entspanten Stundenplan (freitags frei), nur der Dienstag ist etwas garstig. Da habe ich von 7:50 Uhr bis 19:25 Uhr mit Pausen. So langsam kommen auch die Hausaufgaben bei mir an, sowas gibts hier nämlich. Ich belege 4 Kurse, die ich dann hoffentlich in Weimar anerkannt bekomme, es sind jeweils doppelt so viele Credits wie eigentlich erforderlich, das sollte reichen. Die Kurse hier sind wesentlich kleiner und es fühlt sich deutlich wie Schule an. Die größte Gruppe, die ich bisher hatte, waren ca. 25 Leute. Also alles sehr gemütlich. Außerdem ist hier das mit den Prüfungen anders. Es gibt nicht nur eine Prüfung am Ende, es geht auch um Mitarbeit, Präsentationen, Hausaufgaben und Zwischenprüfungen. 

Am Wochenende waren wir etwas in der Stadt unterwegs, haben uns die Ruinen der alten Stadt angesehen. War.... naja, Ruinen halt. Außerdem haben wir eine Chiva gemacht. Das ist eine Party in einem Bus, der durch die Stadt fährt. Ziemlich gut....



Das ist nicht die Stadt, das ist ein Freilichmuseum


Das ist aber die Stadt. Nur dass man am dem Strand weder baden will noch darf


Miami von oben



So sieht das hier an der Küste aus


Montag, 14. März 2011

März 2011

Ja, es ist schon März... was ist denn nun seit November so passiert? Ich fange vorne an.

Ich habe bis Anfang Dezember auf dem Weingut gearbeitet. Ich habe noch einiges gelernt, viel darüber, wie so ein Wein entsteht. Aber ich habe auch viel Zeit in besagtem Gewölbekeller verbracht und die Wände vom Putz befreit. Eine ziemliche Sauarbeit, aber es sah gut aus. Was am Ende daraus geworden ist, weiß ich nicht. Eine Firma hat angeboten, ein Regalsystem einzubauen, sie waren aber noch nicht da gewesen, als ich dann aufgehört habe, dort zu arbeiten. Aber ich werde in diesem Jahr sicher mal auf dem Weingut vorbei kommen und mir mein Werk ansehen. Schließlich habe ich vor, auch diesmal wieder bei der Weinlese mitzuhelfen, das hat mir doch sehr viel Spaß gemacht und es passt zeitlich noch einigermaßen vors Studium.

Im Dezember bin ich dann noch für ein paar Tage nach Weimar gefahren um mir diesen potentiellen Studienort anzusehen. Ich bin mittlerweile ziemlich sicher, dass ich Bauingenieur studieren werde und das in Wismar oder Weimar. Also bin ich nach Weimar gefahren. Dort habe ich per www.couchsurfing.org Unterkunft bei einem sehr netten Studentenpärchen gefunden. Die beiden leben direkt am Ilm-Park in einer wirklich tollen Wohnung. Ich bin viel in der Stadt unterwegs gewesen und habe sie mir mal gründlich angeschaut. Auf jeden Fall eine Alternative, die ich im Auge behalten sollte. Die Uni war mir sympathisch und die Stadt sowieso.
Die beiden haben mich dann auch gleich noch gefragt, ob ich nicht mit ihnen über Silvester nach Dänemark fahren wolle.

Dann habe ich noch kurz vor Weihnachten David, einen meiner ehemaligen Mit-Zivis, in Konstanz besucht. Ein Wochenende nur, aber trotzdem schön. Wir haben gefeiert, erzählt und uns gut verstanden, so wie ich es mir gedacht hatte. Er studiert Physik und sein Lernpensum hat mich deutlich von diesem Studium abgeschreckt, er scheint wirklich gar kein Leben mehr zu haben. Das wäre wirklich nichts für mich. So viel liegt mir dann doch nicht am Lernen...
Für die Rückfahrt hatte ich mir eigentlich eine Mitfahrgelegenheit bei einer netten, jungen Dame organisiert, die sagte mir dann aber aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse ab. Immerhin versprach sie mir, sich das nächste mal bei mir zu melden, wenn sie mit dem Auto fährt.

Ja, ich wollte mit den beiden Weimarern nach Dänemark. Also bin ich dann am ersten Weihnachtsfeiertag nach Halberstadt aufgebrochen, wo ich die beiden wiedergetroffen habe. Von dort sind wir dann am nächsten Morgen mit dem Auto gen Dänemark gefahren. Die angekündigte Schneekatastrophe trat nicht ein. Wir haben statt der prophezeiten 2 Tage nur 8 Stunden gebraucht und haben die dann doch zu Hause gelassene Schneeschaufel nicht vermisst. Dafür hatten wir ein schönes, großes Haus mit Sauna und Whirlpool. Eigentlich war das Haus (und die Reise auch) für acht Personen ausgelegt, sodass wir zu fünft eine Menge Platz hatten. Dazu noch einen schönen Kamin und die Entspannung war perfekt. Wir haben viel gelesen und Gesellschaftsspiele gespielt, waren aber auch oft am Meer oder haben uns die umliegenden Städte angesehen. Dänemark ist schön. Silvester haben wir leckeren Fisch gekocht und das neue Jahr am Meer begonnen. Außer uns war da niemand. Und auch direkt gab es kein Feuerwerk. Dafür konnten wir aber die umliegenden Ortschaften toll sehen und hatten damit eine Menge Feuerwerk. Den Rest des Silvesterabends habe ich in der Sauna, bzw. vor dem Kamin verbracht. Mal ganz anders als die letzten Jahre. Aber auch sehr schön.
Ich war viel an der frischen Luft, schließlich ist es dort ganz anders als hier. Der Fjord war zugefroren, sodass man auf ihm spazieren gehen konnte. Sowas habe ich noch nie gemacht und diese riesige weiße Fläche hat mich etwas an den Salar de Uyuni in Bolivien erinnert, auch wenn es dort warm war.
Auf dem Rückweg bin ich nicht bis Halberstadt mitgereist, sondern in Hamburg ausgestiegen. Ich habe noch Angela, eine Freundin meines Vaters, in ihrem Ferienhaus in Witzwort (ja, das heißt so) besucht. Drei Tage. Auch nochmal sehr schön. Wieder Kamin und viel draußen, aber andere Leute, andere Themen. Die Gegend da oben in Nordfriesland war zu großen Teilen im Schnee versunken, einige Wege waren schlicht unpassierbar. Dafür war die Luft klar und man konnte (mangels sichtbehindernder Hügel) sehr weit sehen.
Ich bin dann mit Angela und Christian nach Hamburg gefahren und von dort mit der Bahn nach Bremen, wo ich meine Mutter getroffen habe. Die war mit dem Auto unterwegs und wir sind zusammen nach Hause gefahren.

Ja, dann ist erst einmal nicht so viel passiert. Den Januar über habe ich mich dem gepflegten Nichtstun hingegeben. Von heute aus betrachtet, hätte ich die Zeit vielleicht zumindest mit Planung verbringen können, aber in dem Moment war es genau richtig, erst einmal nur zu faulenzen. Ich habe Bass gespielt, gelesen und viel zu viel Zeit am Rechner verbracht.
Im Februar wollte ich dann eigentlich einen Job finden um etwas zu arbeiten, Geld zu verdienen für die Pläne, die ich so hatte. Aber trotz Aufschwung und was auch immer ist mir das aber nicht gelungen. Also habe ich auch den Februar mehr oder weniger nichts getan. Am Ende habe ich mich dann aber entschieden, mich für ein Mathematikstudium in Frankfurt einzuschreiben, um die Zeit, sollte nichts passieren, wenigstens einigermaßen sinnvoll nutzen zu können. Das ging alles sehr schnell und spontan, hat aber geklappt. So werde ich jetzt ab dem 1.4. studieren...

Neulich hat sich auch die nette, junge Dame aus Konstanz bei mir gemeldet, sie fahre jetzt wieder nach Frankfurt. Ich wäre ja gerne mit ihr gefahren, aber dafür extra von Frankfurt nach Konstanz reisen.... irgendwann stellte sich dann aber heraus, dass wir uns wohl kennen. Zumindest konnte sie mir aufgrund meines Nachnamens die Namen diverser Anverwandter nennen. Meine anfänglichen Befürchtungen haben sich dann aber gelegt, als sie mir verriet, dass sie meine Cousine zweiten Grades (die Tochter der Cousine meines Vaters) ist. Klein ist die Welt...

Am ersten Märzwochenende war dann in in München ein Treffen ehemaliger und zukünftiger Bolivien-Freiwilliger. David, Janis, Robin und einige andere meiner mit-Freiwilligen waren genauso da wie die Offiziellen (Max, Herr Wenzel usw.) Auch eine sehr lustige Zeit mit spannendem Seminar und viel Feierei. Wir hatten uns schließlich alle sehr lange nicht gesehen. Wir sind auf irgendeiner Faschingsparty in einer Studenten-WG gelandet, waren in den angesagtesten Cocktail-Bars und in der BMW-Welt. München hat schon einiges zu bieten.
Leider war ich schon angeschlagen, als ich dorthin kam und habe gar nicht auf meine Gesundheit geachtet, sodass ich bei der Rückfahrt ziemlich tot war. Zum Glück bin ich mit einem alten Klassenkameraden, der in München studiert, nach Hause gefahren, sodass ich mir darum wenig Gedanken machen musste.

Eigentlich war der Plan mit Foodswitch im März auf musikalische Deutschlandtour zu gehen. Wir wollten direkt nach meiner Rückkehr aus München starten, aber dazu war ich gesundheitlich nicht in der Lage. Meine beiden Mitmusiker hatten erst geplant auf meine Gesundung zu warten, als dann aber klar wurde, dass ich dafür mindestens eine Woche brauchen würde, sind sie ohne mich aufgebrochen. Erst nach Koblenz, dann Köln, Hannover.... ja und dann war eigentlich der Plan, dass ich in Hamburg oder so dazu stoße. Leider ging unser Konzept aber nicht so gut auf, sodass die beiden die Rückreise antreten mussten. Wir hatten geplant in Fußgängerzonen und abends in Kneipen zu spielen. Aber das Wetter ließ ersteres nicht zu und letzteres scheiterte an der Bereitschaft der Kneipen-Betreiber, irgendwelche wildfremden, unbekannten Kerle in ihren Lokalitäten auftreten zu lassen. Wir müssen das Ganze wohl noch etwas überdenken. So bin ich jetzt nicht auf Tour gegangen, schade eigentlich, ich hatte mich darauf gefreut. Anfangs war ich zwar von der Idee nicht begeistert, habe mich aber überzeugen lassen. Schließlich kann man sowas ja nur irgendwie in unserem Alter so angehen. Und so etwas nicht getan zu haben, obwohl man die Chance dazu gehabt hätte, ist wirklich eine Schande. Ich hatte sogar schon einen akustischen Bass organisiert. Gut, wir hatten noch nicht miteinander geprobt und hatten auch noch nicht wirklich ein paar Lieder zusammen, aber das wäre schon geworden. Wir hätten ja genug Zeit zum Üben gehabt.
Vielleicht versuchen wir das ganze ja im Sommer noch einmal, wer weiß, was bis dahin alles so passiert...

Ich werde auf jeden Fall bis dahin arbeiten. Ich habe ab 1.4. einen Job bei der Arnold AG in Friedrichsdorf, einem Metallbauer. Meine Aufgabe wird es sein, das Firmeneigene Wiki auf Vordermann zu bringen, die Artikel in eine brauchbare Form zu bringen. Ich glaube, das ist eine spannende Aufgabe, bei der man eine Menge über den Metallbau (theoretisch) lernen kann. Außerdem ist ein Job ein Job, auch nicht zu unterschätzen.
Dort werde ich bis Ende August 10 bis 20 Stunden in der Woche arbeiten. Wie das im Detail aussehen wird, weiß ich noch nicht, aber das werde ich sehen. Bei höchstens 20 Stunden Arbeitszeit in der Woche bleibt noch genug Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens. Hoffentlich werde ich mit Foodswitch in der Zeit etwas Musik machen, vielleicht finden sich aber auch ganz andere Wege für mich. Wer weiß das schon...

Ich bin auch noch stolzer Eigentümer eines dieser Lidl-Tickets, die bis Ende März zu zwei Fahrten innerhalb Deutschlands (außer Freitags) berechtigen. Egal von wo nach wo, egal mit welchem Zug. Ich habe vor, nach Wismar, dem anderen Studienkandidaten, zu fahren. Auch diese Stadt soll sehr schön sein, sodass ich sie mir gerne ansehen würde, bevor ich eine Entscheidung treffe, dort für die nächsten 4 Jahre zu leben. Außerdem habe ich schon mal wieder Lust, das Meer zu sehen, jetzt wo das mit Foodswitch ja nicht geklappt hat.

Ja, so geht mein Leben so dahin, aus einem Jahr freier, ungeplanter Zeit ist im Handumdrehen ein halbes Jahr geordneter Arbeit geworden. Ich werde wohl keine zweimonatige Reise durch Skandinavien unternehmen, aber in Anbetracht meiner Erfahrungen mit meiner Individualreisefreudigkeit ist es vielleicht nicht ganz falsch, nicht mehr auf ein solches Abenteuer zu spekulieren.
Ich habe mich zwar auf ein Studium in Schweden beworben, aber ich glaube nicht, dass das geklappt hat. Die haben mich ziemlich überrascht, ich musste schon Ende Januar meine Bewerbungsunterlagen dort haben, wenn ich im Herbst anfangen will zu studieren. In Deutschland muss man das erst Mitte Juli erledigen. Also hatte ich wenig Vorbereitungszeit (zwei Tage) und bin mir also bewusst, dass das nicht optimal war. Aber selbst wenn es klappt, glaube ich nicht, dass dies der richtige Studiengang für mich ist. "Energy Systems" ist auf jeden Fall ein spannendes Feld, mir aber doch zu theoretisch. Ich möchte etwas bauen, machen, anfassen. Aber es gibt ja noch einen Master, warum nicht den in Schweden machen?

Sonntag, 21. November 2010

Zurück in Deutschland

Tja, da bin ich wieder hier. Also schon länger. Noch nicht ganz 100 Tage, also etwa 100 nachdem ich mich melden wollte. Ein guter Anlass, mich mal wieder zu melden.

Die letzten 100 Tage meines Zivis waren mit die besten, die ich hatte. Die Arbeit ging noch gut zuende, wir haben es auch gut geschafft, den Anbau fertig zu stellen. Es war noch eine ziemliche Menge Arbeit, aber es ging. Und ich habe dabei noch einiges gelernt. Die Arbeit mit der Kettensäge und einiges an Schreinerei. Wirklich gut. Die Arbeit in der Schule ging auch immer besser. Wir haben uns an die Kinder gewöhnt und sie an uns. Sie sprechen zwar immernoch kein gutes Englisch, aber sie haben auf jeden Fall eine Idee bekommen, dass es diese Sprache gibt.

Mein letzter Urlaub und damit auch mein Geburtstag sahen anders aus, als ich es eigentlich gedacht hatte. Ich habe im Bus reingefeiert. Auf dem Weg gen Süden. Erstmal innerhalb Boliviens. Wir haben erst die Freiwilligen in Camiri, dem niedrigsten Einsatzort, besucht und zum Teil aufgesammelt, dann ging es über Paraguay los. Ich habe das Gefühl, dass es in Paraguay nicht viel anderes als Rinderzucht gibt. Wir sind einen ganzen Tag über Land gefahren und ich habe nichts gesehen als Viehweiden und Palmenwälder. Kein Berg, kein See, kein Fluß, kein Hügel, nichts. Aber auch irgendwie schön. Von Paraguay aus ging es dann nach Argentinien zu den Iguazu-Wasserfällen. Absolut beeindruckend, auch wenn es verhältnismäßig kalt war, ich aber mit Badehosenwetter gerechnet hatte. Und wir haben den Itaipu-Staudamm auf der Grenze zwischen Brasilien und Paraguay liegt, besucht. Ein wirklich tolles Bauwerk. Er liefert 95% des parguayanischen und 20% des brasilianischen Stroms, also sehr viel. Von Iguazu aus ging es dann per Bus (eigentlich wollten wir trampen, das ist in Argentienen aber nicht möglich - wie mir scheint) durch den Norden des Landes. Corrientes war eine Stadt, die nur im Rückspiegel schön ist, auch wenn es dort echt verdammt gute Salteñas gibt. Anschließend kamen wir nach Salta, eine extrem schöne Stadt. Es war sehr kalt, als wir ankamen, trotzdem war es eine spannende Stadt. Wir waren mit der Seilbahn auf dem Stadtberg und haben uns die Umgebung angeschaut, dann ging es noch ins Museum für zeitgenössische Kunst, kurz bevor es schloss. Endlich mal wieder etwas Kunst!!! In Bolivien war ich in keinem Kunst-Museum, da habe ich mich richtig gefreut, zumal es eine wirklich schöne Ausstellung war. Danach sind wir etwas durch die Innenstadt gestreift. Erst zur wirklich tollen Plaza mit tollen Gebäuden, dann durch die Fußgängerzone. Aufgrund des Wetters sah das aus wie die frankfurter Zeil an einem Samstagnachmittag kurz vor Weihnachten. Absoluter Kulturschock. Hat mich total geschafft.

Von Salta sind wir dann nach Sucre zurückgekehrt, wo wir Seminar hatte. Wieder mal eine lange Busfahrt, tagelang. Wir kamen durch lauter komische Dörfer, in Argentienien sahen sie alle gleich aus und waren alle gleich langweilig, hatten aber auch alle ein Busterminal. In Bolivien kamen wir durch ein Dorf, wo komische Touristen auf Pferden über eine alte Bahnstrecke aus dem Dorf herausgeritten sind. Mit Cowboy-Hüten. Wie peinlich!!!

Nach dem Seminar in Sucre, was nochmal ein wirklich lustiges Treffen mit den anderen Zivis war, bin ich nochmal in den Urlaub gefahren. Mit einem Freund in den Süden Boliviens. Erst nach Tarija, der Weinhauptstadt Boliviens. Mehr gibt es dort aber auch nicht. Wir haben versucht etwas anderes zu finden, sind dann aber doch bei der Weintour gelandet. Drei Weingüter mit Probe an einem Tag, vorher ein Paläantologisches Museum, hinterher ein Stausee. Das Museum war eher öde, die Weingüter wurden besser. Zumindest gefielen sie uns besser, je später es wurde. Auch bolivianischer Wein kann sehr gut sein, auch wenn man in anderen Teilen der Welt bisher noch nichts von ihm gehört hat. Der Stausee kam dann pünktlich zum Sonnenuntergang und Abschluss des Tages. Sehr fein. Wir sind dann noch in der Stadt essen gegangen, wobei wir unsere fünfte Flasche Wein genoßen. Danach ging es in den Bus nach Tupiza. Als wir ankamen merkte ich: Dieses Dorf kennst du.... ein paar Stunden später ritt ich dann mit Cowboy-Hut auf einer alten Bahnstrecke aus dem Dorf. Wir hatten eine dreitägige Reittour gebucht. Die war wirklich toll und ein gelungener Abschluß, denn danach ging es auch schon im Prinzip wieder nach Deutschland. Wir hatten noch zwei lustige Tage in Santa Cruz und sind dann nach Hause geflogen. So ging denn auch eine wirklich spannende, tolle, abwechslungsreiche und wichtige Zeit für mich zu Ende. Ich bin wirklich froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, ich kann es jedem nur empfehlen!


Seit nun gut zwei Monaten wohne und arbeite ich jetzt auf einem Weingut in Rheinhessen. Erst war Weinlese angesagt. Das war eine spannende Zeit. Wir waren eine tolle Gruppe, hatten tolles Wetter und irgendwie auch eine gute Arbeit. Vier Wochen haben wir jeden Tag in den Weinbergen verbracht.
Danach bestand dann im Weingut noch Bedarf nach einer Hilfe, sodass ich etwas hier geblieben bin. So habe ich noch weiter Einblick in den Winzeralltag erhalten, im Keller mitgeholfen und sonst so alles gemacht, was zu tun war. Ich habe zum Beispiel etwas den Umgang mit dem Gabelstapler und Traktor gelernt. Mit dem Sohn des Hauses, der momentan hier auch mitarbeitet, habe ich angefangen einen alten Gewölbekeller zu renovieren. Die Wände waren verputzt. Das haben wir geändert, damit man die schönen Natursteine wieder besser sieht. Und es sieht wesentlich besser aus. Es ist noch nicht ganz fertig, aber in den nächsten Tagen wird sich da etwas tun.

Freitag, 7. Mai 2010

Nicht mal mehr 100 Tage....

Schon komisch, wie schnell die Zeit hier vergeht.... eigentlich geht in Bolivien alles etwas langsamer, man muss auf vieles auch mal warten. Doch trotzdem sind die letzten drei Monate, seit ich wieder aus dem Urlaub zurück bin, wahnsinnig schnell vergangen. Eigentlich ist sehr sehr viel passiert, aber trotzdem habe ich die Zeit kaum wahrgenommen. Ich war zwar ab und zu ein paar Tage unterwegs, auf dem Karneval oder zu besuch auf der Isla del Sol im Titicacasee, aber trotzdem habe ich ziemlich viel Zeit in Cajamarca verbracht. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass wir so viel spannende Arbeit haben. Momentan bauen wir einen Anbau an unser Wohnhaus, der auch eine Dachterrasse haben wird. Ist nicht wenig Arbeit, aber es macht Spass. Wir haben jetzt die Baugrube ausgehoben, war leider viel, da das Haus am Hang steht und wir uns durch Fels graben mussten. Aber zu viert haben wir das ganz gut geschafft. Jetzt steht es an die Wände zu setzen. Wir werden sie aus Baumstämmen bauen, allerdings wissen wir nicht, wie das genau geht, sodass wir noch warten, bis der Mitarbeiter in Cajamarca wieder da ist, der schon unser Wohnhaus gebaut hat.
Aber auch abseits dessen gibt es noch genug zu tun. Wir haben neulich die Sauna ausprobiert und sind nur knapp einer Kohlenmonoxid-Vergiftung entkommen. Derjenige, der sie gebaut hat, war sich wohl nicht der Gefahr der Direktverbindung des Ofens mit der Saune bewusst. Ausserdem sind die Wände eher weniger dicht und es gibt keine Sitzmöglichkeiten. Wir leben also ein Hornbach-Leben.
Die Küche, die wir renoviert haben, ist immerhin fertig. Sehr schön geworden und alles funktioniert, wie es soll. Das ist ein richtig schönes Erfolgserlebnis. Hat aber auch lange genug gedauert....

Morgen Früh werden wir aufbrechen, um durch die Yungas zu laufen. Wir beginnen auf ungefähr 4000 Metern und werden auf weniger als 2000 Metern landen. Dabei geht es durch alle Klimazonen Boliviens, also vom ewigen Eis in den Regenwald. Mit Zelt und Rucksack wird das bestimmt eine spannende Angelegenheit.

Ich plane meinen letzten Urlaub Anfang Juli zu beginnen und dann zu schauen, wie lange ich brauche. Aller Vorraussicht nach, werde ich an meinem Geburtstag irgendwo zwischen Mücken, Aligatoren und Affen sein. Auch mal eine interessante Erfahrung. Wir wollen den Dschungel, wo wir bisher noch garnicht waren, bereisen. Also die gefährlichste Strasse der Welt mit dem Fahrrad bewältigen, dann auf einem Bananenboot über den Amazonas fahren, Boas suchen und mit Delfinen schwimmen. Vielleicht können wir uns auch in Trinidad noch ein Motorrad leihen und etwas die Gegend unsicher machen. Da müssen wir mal schauen.

Mir geht es hier soweit ziemlich gut, ich bin mittlerweile voll im Leben hier angekommen und geniesse es. Leider sind es keine 100 Tage mehr, bis ich wieder da bin, auch wenn ich mich schon auf die eine oder andere Sache in Deutschland freue.

Sonntag, 28. Februar 2010

Halbzeitbericht

Ich kann es irgendwie noch nicht wirklich glauben, aber dieses Wochenende ist ziemlich genau Halbzeit für mich hier in Bolivien. Das nehme ich mal zum Anlass einen Rückblick zu schreiben.

Am Anfang war ich noch neu und unerfahren, habe mich gefreut nur 80 Cent für einen mittelmässigen Saft zu bezahlen. Heute bin ich etwas besser informiert und bezahle nur noch 30 Cent für anderthalb gute Säfte. Mittlerweile gehe ich auch nicht mehr nur noch in die Gringo-Kneipen, sondern bewege mich auch mal abseits dieser. Ich habe mich also etwas eingelebt hier.
Ausserdem habe ich schon eine Menge erlebt während des Jahres. Also nicht nur der Peru-Urlaub, sondern auch hier in Bolivien war eine Menge los. Karneval, die Dorf-Fiesta und viel Spass mit den anderen Freiwilligen. Dies alles beachtend ging die erste Hälfte sehr schnell rum. Ich war drei Wochen auf dem Dorf, hatte dann Sprachkurs für drei Wochen. Danach gings nochmal kurz aufs Dorf, dann war schon Weihnachten und der Urlaub begann. Und nach dem Urlaub ging es nach Cajamarca, allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass ich dort schon sonderlich lange eingesetzt bin, sondern eher erst viel zu kurz. Zum Glück habe ich noch 5 Monate dort. Das könnte reichen. Ich glaube auch nicht, dass es mir dort langweilig wird, denn es gibt noch so viel zu tun und wir haben so viele Ideen, was man verbessern könnte, dass ich mir noch nicht sicher bin, ob die fünf Monate reichen.

Und jetzt noch die offizielle Bekanntgabe meines Rückfluges:
Abflug Santa Cruz: 12.08.2010 Uhr 8:00 Uhr
Ankunft Frankfurt am Main: 13.08.2010 um 14:35 Uhr

Cajamarca

So, mal wieder ein paar Nachrichten zu meiner Arbeit. Seit Einem Monat arbeite ich in Cajamarca. Ich war ja schonmal zu Besuch dort und fand es richtig toll, aber wenn man dort lebt, dann ist es nochmal ganz anders. Viel besser. Vom Leben her ist es wie ein etwas luxuriöserer Campingurlaub. Also ziemlich genau mein Geschmack. Wir leben in einer Holzhütte, deren Dach aus einer durchsichtigen Plane besteht. Durch diese können wir nachst den tollen Sternenhimmel sehen und wenn es regnet, was es leider zur Zeit des öfteren tut, hat man ein tolles Konzert. Die Wände sind nicht optimal dicht, sodass ich immer einen angenehm kühlen Lufthauch im Gesicht habe, wenn ich im Bett liege. Wir leben zu dritt in Cajamarca, drei Jungs. Weil sich bei drei Leuten eine Köchin noch nicht lohnt, bekochen wir uns selbst. Und durch die Essenspauschale, die uns zur Verfügung steht, können wir das sogar noch ziemlich lecker tun. Fleisch gibt es nicht, da wir keine Kühlmöglichkeiten besitzen und frische Sachen auch nur begrenzt, aber es reicht um gut und lecker leben zu können. Am besten ist das Frühstück. Wir haben ein Sofa, das direkt an einer grossen Tür und sehen so jeden Morgen die aufgehende Sonne. Sehr schön. Ausserdem haben wir als allererstes Projekt einen Tischh gebaut, der genau vor das Sofa passt. Jetzt ist es wirklich ein tolles Frühstück. Meist gibt es Müsli, manchmal aber auch Rührei. Und wenn wir Glück haben und das Versorgungsauto da war, dann kann es sogar mal Rührei mit Speck geben.
Vormittags gehen zwei von uns zur Schule. Dafür muss man ca. 45 Minuten durch den Wald laufen. Ein wirklich sehr schöner Weg. Man läuft an Pinien vorbei, über Hügel und durchquert ein Tal mit einem Bach. Alleine dafür lohnt sich der Weg zur Schule schon. Dort unterrichten wir dann englisch, Computer oder gehen mit den Kindern in die Werkstatt. Leider gibt es an der Schule nur einen Computer, sodass es wirklich schwierig ist, einen guten Unterricht zu machen. Meistens haben jeweils zwei Schüler zusammen etwa 5 Minuten am Computer. Das reicht nicht für viel. Nach der Schule gibt es dann noch ein Mittagessen gemeinsam mit den Kindern, danach machen wir uns auf den Heimweg. Dieser ist leider etwas anstrengender, denn es ist wärmer und geht bergauf. Trotzdem schön.
Nachmittags arbeiten wir dann, nach einer angemessenen Mittagspause, im Hostel. Es gibt immer wieder Kleinigkeiten, aber auch grössere Projekte. Nachdem wir jetzt den Tisch fürs Frühstück fertig haben, wollen wir eine neue Küche bauen. Wir haben schon das Holz dafür besorgt. Das wird bestimmt auch ein schönes Projekt.
Abseits der Arbeit bleibt aber immernoch genug Zeit um Gitarre zu spielen, sich mit den beiden anderen Zivis zu unterhalten und zu lesen. Also genau die richtige Mischung und ich fühle mich sehr wohl dort. Das ist auch der Grund, warum ich den Rest der Zeit hier in Bolivien in Cajamarca verbringen werde. Momentan besagt der Einsatzplan zwar noch, dass ich ab Juni alleine dort sei, was auf Dauer dann doch zu einsam wäre, aber schon einige meiner Mitzivis haben Interesse bekundet, dort etwas Zeit verbringen zu wollen. Ich bin mal gespannt.

Wie es für Anwesen in Abgeschiedenheit üblich ist, haben wir auch einen Wachhund. Dieser Name ist im Bezug auf ihn etwas zweischneidig. Einerseits passt er nicht bis garnicht, da er den ganzen Tag nur auf unserem Sofa liegt und schläft. Andererseits verdient er diesen Namen aber auch, da er nachts, sobald wir uns zu Bett begeben, anfängt alles mögliche in Umgebung anzubellen und uns damit wach hält. Aber so ist es halt....

Wir sind am Wochenende sehr oft in Sucre, da wir für uns selbst einkaufen müssen und es nicht immer etwas zu tun gibt. Besonders wenn es regnet ist frei haben in Cajamarca auf Dauer anstrengend, da man wirklich nicht viel machen kann. Aber ich habe Hoffnungen im Bezug auf die Zeit nach der Regenzeit.