So, ich melde mich dann auch mal wieder. In den letzten vier Wochen hat scheinbar eine höhere Macht verhindert, dass ich Internet habe. Dass es in Alcala kein Internet gibt, ist nicht weiter verwunderlich, das war ein dreiwöchiger Luxus. Als ich jedoch in das nächste Internetcafé gefahren bin, etwa eine Stunde mit dem Bus, gab es dort Stromausfall und damit auch kein Internet. Jetzt bin ich aber übers Wochenende in Sucre und habe Möglichkeit mich zu melden.
Aufgrund der Wahl in Bolivien ist es mir erst heute möglich zurückzukehren. Gestern ging garnichts hier. Es gab kaum offene Läden, Restaurants schon garnicht. Die Jungs haben auf der Strasse Fussball gespielt, normalerweise absoluter Selbstmord. Das Wahlergebnis ist recht deutlich. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so klar wird, viele Bolivianer, mit denen ich gesprochen habe, haben nicht MAS gewählt. Wahrscheinlich verkehre ich aber in gehobenen Kreisen, die Evo´s Ideen eher abgeneigt sind.
Hier erlebt man einiges, in den vier Wochen, in denen ich jetzt auf dem Dorf war, habe ich vieles gesehen und erlebt.
Am Wochenende, bevor es wieder nach Alcala ging, haben wir noch einen spontanen Kurztrip nach Chaqui gemacht. Dort gibt es heisse Quellen. Unser Hostel hatte einen heissen Pool im Innenhof und eine wirklich tolle Saune. Naturbeheizt durch den vulkanischen Boden. Richtig toll. Chaqui liegt kurz vor Potosi, also wesentlich höher als Sucre. Der weg dorthin ist, wie eigentlich nicht üblich hier, asphaltiert und in sehr gutem Zustand. Wir sind mit dem Bus hin gefahren und haben eigentlich nur am Fenster geklebt, so viel gibt es zu sehen. Zurück sind wir dann getrampt, auch eine spannende Angelegenheit hier. Hat aber sehr gut geklappt.
Ein Wochenende später, also nach einer Woche arbeiten auf dem Dorf, habe ich mit vier anderen Freiwilligen die Manchachi-Tour gemacht. Das ist eine dreitägige Tour zu alten Inka-Ruinen. Am ersten Tag sind wir mit den Pferden in El Villar, eigentlich der Nachbarort Alcalas, aufgebrochen und den ganzen Tag geritten. Abends kamen wir dann am Haus unseres Führers an und haben dort übernachtet. Er wohnt toll mit wahnsinnigem Blick auf die Berge und ähnlich beeindruckendem Sonnenuntergang. Am nächsten Tag sind wir dann auf Schusters Rappen umgestiegen. Die Wanderung dauerte pro Richtung etwa drei bis vier Stunden und führte durch unglaublich schöne Natur. Hochebenen und Steilhänge. Berge und Täler. Bäche, Flüsse und Wälder. Alles war dabei. Zur Vormittagspause waren wir in einem Tal. Dort war es schon fast tropisch, es gab einen Fluss und Wald. Wir kamen um die Ecke und standen vor einem Wasserfall. Genau so, wie man es sich von den Tropenwäldern vorstellt. Natürlich sind wir dort baden gegangen, einfach herrlich. Mittags kamen wir dann an den Ruinen an. Diese selbst sind nicht so spannend, aber auf jeden Fall alleine des Weges wegen eines Besuches wert. Dort haben wir zwei Stunden an einem Bach gelegen und uns ausgeruht. Nach der Pause sind wir noch etwas weiter aufgestiegen und oben auf einem Bergkamm waren noch Reste eines alten Verteidigungswalles. Das war wirklich sehr beeindruckend. Man hatte einen weiten Blick über die Täler. Danach haben wir uns wieder auf den Weg zum Haus unseres Führers gemacht. Wir kamen abends an und sind direkt ins Bett gefallen. Der nächste Tag war wieder auf dem Pferderücken. Ich habe nicht zu viel Zeit dort verbracht, bin lieber gelaufen. War mir mit meinem Maultier nicht immer einig und der Hintern tat mir durchaus sehr weh. Ein Ausflug, der sich auf jeden Fall sehr gelohnt hat.
In Alcala war ich in der letzten Woche alleine. Das war nicht weiter schlimm, eher eine interessante Erfahrung, dass ich mich schon recht gut eingelebt habe. Ausserdem wurde einiges eingeweiht in der Woche, sodass ich ständig auf irgendwelchen Festen war. Zum Beispiel wurde unsere Plaza eingeweiht. Mit Feuerwerk und viel Chicha.
Für heute so viel. Ich werde mich um Weihnachten herum wieder melde, denke ich. Liebe Grüsse aus Bolivien